Glück: Anspruch oder Wirklichkeit?

Müssen wir rund um die Uhr zufrieden und glücklich in unserer Arbeit sein? Oder sind wir sonst falsch? Und stimmt was mit uns dann nicht? Also ich liebe meine Arbeit. Aber deshalb gibt es trotzdem Momente, wo ich lieber am Pool stünde, den Sonnenuntergang betrachten und aufs Meer blicken würde. Ist das ein Widerspruch?

Und wie ist das mit unserem Privatleben? Sollen wir da rund um die Uhr glücklich sein? Sonst bin ich mit dem falschen Mann zusammen? Oder lebe das falsche Modell? Oder mache irgendetwas anderes grandios falsch, weil ich nicht zufrieden bin?

Bei einer jüngeren Klientin habe ich neulich gemerkt, dass das Beispiel der „JakobsKrönungFrau“ nicht mehr bei allen ein Bild hervorruft. Die Menschen meiner Generation erinnern sich vielleicht in der Werbung an dieses übermenschliche Abbild einer vollkommen gepflegten, tief entspannten, sportlich aktiven, perfekten Mutter und Karrierefrau….Und ich behaupte, wir haben das teilweise genauso im Kopf. Ein Bild von uns selbst als perfekt funktionierender Maschine, immer zufrieden, immer glücklich, immer leistungsstark, immer ausgeglichen… Meine Erfahrung ist: so klappt das nicht und ich behaupte, das ist auch gut und richtig so. Es ist doch völlig in Ordnung, mal unzufrieden und unglücklich zu sein. Und es bedeutet nicht, zu versagen! Unzufriedenheit, Trauer, Sorgen, Ängste, Kummer und sogar Unglück sind Teil des Lebens und dürfen – meiner Meinung nach– auch einen Platz in meinem Leben haben. Auch, wenn mir das selbstverständlich keinen Spaß macht. Klar, ich leide nicht freiwillig, aber es ist ok!

Ich werde hier das Thema Glück beileibe nicht erschöpfend erfassen, das ist nicht Ziel dieses Blogs. Hier geht es mir lediglich um den Stress-steigernden Effekt, den es hat, wenn Glück nicht ein "Seinszustand" ist, sondern ein Anspruch, eine Leistungsmerkmal, eine Erwartungshaltung. Ich rede hier auch nicht von optimistischer und pessimistischer Grundhaltung (dazu schreibe ich einen eigenen Text…), sondern von der Vorstellung: Ich muss glücklich sein oder zumindest so tun, damit die anderen das von mir denken.
Nun hat sogar dies auch seine Vorteile, denn das wirkt dem persönlichen Leid ein wenig entgegen. Unser Gehirn sieht uns lächeln und denkt: ah, gut, dann ist ja doch alles ganz ok. Leider ist diese „Show“ anstrengend. Viele von uns spielen sich selbst und allen anderen rund um die Uhr etwas vor. Ich muss gestehen, ich bin schon aus Faulheit authentisch, mir wäre das viel zu anstrengend. Ich hätte da – entschuldigen Sie bitte diesen rüden Ausdruck - auch schlicht keinen Bock drauf. Das bedeutet, wenn es mir gerade nicht so rosig geht, dann merkt man das auch. Na und? Immer (!) glücklich sein zu müssen (!), ist Stress pur. Unser Gehirn hat auch schlicht irgendwann z.B. seine Endorphine erschöpft und braucht dann einfach Zeit, um diese u.a. Glückshormone wieder zu bilden.

Ganz und gar nicht soll das bedeuten, dass ich mich jetzt in meinem Elend einrichte und mich in einem „Immer alles schlecht!“ Dauer-Modus wiederfinde, denn auch da ist mein Gehirn sehr lernfähig und eh ich mich es versehe, komme ich da nicht mehr so einfach raus. Der „Wolken vor Sonne“-Zustand hat sich bei mir dann fest eingenistet und ich kann die Sonne selbst dann nicht sehen, wenn sie mir direkt ins Auge scheint.

Wie ist es jetzt also richtig? Ganz sicher ist, dass positives Denken mein Leben sehr verschönert und mir viel positive Energie und Kraft schenkt. Vorschreiben lasse ich mir das aber nicht.

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