Scham - Ich schäme mich, du schämst dich, sie schämen sich….

Es gibt in Asien diesen Ausdruck „sein Gesicht verlieren“. Hier bei uns in Europe eher nicht. Aber das täuscht eine Gelassenheit vor, die sich bei uns so nicht wiederfindet. Scham ist bei uns ganz häufig verdeckt aktiv und verursacht jede Menge Stress.

Scham, die graue Eminenz, ein Gefühl, über das keiner spricht, ein Wort, das keiner in den Mund nimmt und doch eine gewaltige Macht, die unser Verhalten beeinflusst.

Wir schämen uns für unser Äußeres, für unsere Bildung oder eben ihren „Schein“-baren Mangel. So gilt doch nur das, wofür wir ein „Diplom“ oder „Zeugnis“ haben, als gelernt, die anderen vielen Dinge leider nicht. Dabei hat die „Universität des Lebens“ (Zitat Petra Wagner) in unserem Gehirn die gleichen Gedächtnisspuren hinterlassen und führen genauso zu Kompetenzen, aber: es ist nicht „verifizierbar“, nicht „evaluierbar“ und das unterliegt dann keiner Kontrolle.

Wir schämen uns auch für unser Verhalten, wir schämen uns gerne auch für andere: das so genannte „Fremdschämen“. Ist es nicht spannend, dass ausgerechnet in diesem Kontext das Wort Scham sogar richtig „in“ wurde?
Gerne schämen wir uns auch für unsere Familie, unseren Reichtum (wir sind eben keine Amerikaner), wir schämen uns oft zutiefst unserer Armut, wir schämen uns manchmal auch für unsere Religionszugehörigkeit, unseren Glauben, selten nur schämen wir uns für dessen Nichtvorhandensein. Wir schämen uns vielleicht für den einen oder anderen unserer Freunde, für unsere Kleidung, wenn nicht „passend“, wir schämen uns nicht „cool“ zu sein, spießig zu sein, nicht hipp zu sein, nicht genug „Fun“ zu erleben, gar nicht oder zu viel zu arbeiten (letzteres ist deutlich seltener) usw.
Ich könnte noch endlos so weitermachen, aber einen ganz wichtigen Punkt möchte ich hier noch erwähnen:
Wir schämen uns oft, wenn wir Hilfe oder Unterstützung annehmen müssen, sollen, können, wenn wir andere brauchen. Dabei sind wir Menschen soziale Wesen und die Kooperation ist unser mächtigster Trieb (Prof. Dr. Joachim Bauer). Jeder, der in Unternehmen arbeitet, hat inzwischen die Chance zu verstehen und wie ich hoffe auch die Chance Synergie zu erleben. Synergie, die bedeutet, dass hier durch das Zusammenwirken von Menschen mehr Leistung, Kreativität und Schöpfkraft entsteht, als aus der Summe aller Einzelleistungen.
Aber wenn wir Psychotherapie oder Coaching in Anspruch nehmen, dann gibt es immer noch eine hohe Hemmschwelle der Scham. Einen Beinbruch alleine zu heilen indem wir unser Bein vielleicht mit Toilettenpapier umwickeln um anschließend Tapetenkleister draufzuschmieren – auf so einen absurden Gedanken kämen wir nie. Aber von uns selbst zu verlangen, immer und in jedem Fall, egal wie hart und egal wie schmerzhaft, mit unseren psychischen Belastungen alleine klar zu kommen, das finden wir völlig naheliegend und selbstverständlich? Wieso eigentlich? Kommt das noch von der Vorstellung: ein Mann (und heute damit klarerweise auch eine Frau) ist nur dann ein Mann (also auch ein Frau), wenn er (sie) hart ist? Also alles ohne Unterstützung in den Griff bekommt? Dabei ist es meiner Erfahrung nach eher eine zutiefst bewundernswerte und große Leistung sich aktiv Unterstützung zu holen. Bei vielen Problemen ist es auch der erste und grundlegendste Schritt heraus aus dem eigenen Leiden.
Ich plädiere ja nicht dafür, dass es hier so wird, wie in Amerika, wo es schon schier zum guten Ton gehört, einen Coach oder Psychotherapeuten zu „haben“, aber es gibt wie ich finde einen wichtigen Aspekt: keiner braucht sich schämen, sondern kann sogar stolz auf sich sein!

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