"Stressbewältigung" und weitere Widersprüche ...

Eigentlich müsste man ja als erstes die Schreibweise ändern: Stress – Bewältigung, denn wenn ich den Stress bewältigen muss, ist er ja schon da. Dann hab ich ihn ja schon „an der Backe“ und es gilt ihn zu bewältigen. Ich will ihn ja eigentlich gar nicht erst haben, oder? Und Bewältigung das klingt so nach Gewalt, was auch völlig richtig ist: mein Etymologie-Wörterbuch sagt <<bewältigen ist für veraltet gewältigen, mittelhochdeutsch geweltigen, zu gewalt>>. Also muss ich Gewalt anwenden, um den Stress wieder loszuwerden, klingt nach Stress….

Neurobiologisch ist Stress ja das gleiche wie Ärger, es führt zu der gleichen körperlichen Reaktion: Cortisol wird in großen Mengen gebildet, der Adrenalinspiegel steigt, der Blutdruck schnellt nach oben, u.v.a.m. Mein Körper wird bereit für Kampf und Flucht. Aber die erst einmal angekurbelte körperliche Reaktion erfolgt nicht, zumindest nicht bei uns „zu ordentlichen Menschen erzogenen Exemplaren“. Ich kann ja nicht einfach um mich schlagen, das kommt weder im Beruf noch privat gut an, ist keineswegs sozial verträglich und schadet mir selbst erheblich. Also bleibt der ganze Stress-Cocktail im Körper. Langfristig macht uns das krank, psychisch und physisch.

Was kann ich denn nun tun? Mich überhaupt nie wieder aufregen? Wie realistisch ist das denn? Ich komme jetzt wieder mit der Herkunft / Etymologie des Wortes Stress: das stammt von lat. stringere, in Spannung versetzen. Was wäre das Leben, ohne die Möglichkeit unter Spannung zu stehen? Ich wäre noch nicht einmal in der Lage, mich vom Sofa zu erheben, denn ich wäre ständig in der Entspannung, neurobiologisch im Parasympathikotonus und wirklich nicht lebensfähig. Ich brauche meinen Sympathikotonus, die Energie in den Phasen der Anregung, Erregung und Aufregung und einfach schlicht die Power, um mein Leben erfüllt und gesund leben zu können. Das ist also wieder mal, wie eigentlich immer im Leben, eine Frage des Gleichgewichts, eine Frage der Balance.

Eine gesunde Herzfrequenz (Puls)-Kurve zeigt einen regelmäßigen Wechsel von Sympathikus (Erhöhung der nach außen gerichteten Aktionsfähigkeit bei tatsächlicher oder gefühlter Belastung) und Parasympathikus (Erholungsphase bei gleichzeitiger Anregung des Stoffwechsels). Stress wird also erst dann kritisch, wenn dieser regelmäßige Wechsel nicht mehr stattfindet und ich nur noch im Stress bin. Hans Selye unterscheidet in positiven Stress (Eustress) und negativen Stress (Distress), wobei die Unterscheidung da nur im eigenen Erleben geschehen kann. Allerdings ist auch eine zu große Dichte an Eustress für den Organismus belastend, um die notwendigen Phasen der Entspannung kommen wir also nicht herum. Ich z.B. arbeite mit Begeisterung und voller Motivation, deshalb brauche ich trotzdem Pausen - ob mir das nun immer gefällt, oder nicht.

Jetzt gibt es also drei Fragen, statt einer:

  1. Wie werde ich den „Stress-Cocktail“ in meinem Körper wieder los, wenn ich mich mal wieder so richtig aufgeregt habe und eben nicht wie in Urzeiten gegen einen Säbelzahntiger gekämpft habe oder vor einem Mammut geflüchtet bin? Es gibt eine so profane wie häufig unbeliebte Antwort: Sport! Am besten Ausdauersport. Kraftaufbau ist aber genauso wichtig. Und klar kann ich das nicht unmittelbar tun, nachdem ich mich über meinen Chef geärgert habe oder unter Zeitdruck hinter einem herfahren musste, der bei der Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h nur 60 km/h fuhr – in aller Seelenruhe… Aber: wenn ich regelmäßig Sport mache, dann ist mein ganzer Stoffwechsel erhöht und das hilft dann eben auch immer.
  2. Was kann ich tun, um mich weniger aufzuregen? Oder nur dann, wenn es wirklich sinnvoll ist? und
  3. Wie erreiche ich eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung? 


„Das ist ein weites Feld“ würde der alte Herr von Briest sagen (-> Theodor Fontane, Effi Briest) und deshalb handeln davon meine nächsten zwei Blogbeiträge:

  • „1001“ Methoden weniger Stress zu haben
  • mehr als 7 Punkte, warum „Work-Life-Balance“ für mich ein Unwort ist und wie man sie trotzdem umsetzt 


Wer neben der Theorie auch praktisch daran arbeiten möchte: ich biete auch <link internal-link diese>Coachings zu diesem Thema an.

Weitere Blog-Artikel in der „Pipeline“:

  • „Hätte, könnte, würde, sollte – und die Macht zu machen“ 
  • 2017 - Führung und Leadership, quo vadis?

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